Am 5. Juni stimmt der Nationalrat ĂŒber den Beitritt der Schweiz zum Vertrag ĂŒber das Atomwaffenverbot ab. In einer Stellungnahme, die am Mittwoch, den 30. Mai 2018, in der Westschweizer Zeitung Le Temps erschien appelliert das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) und das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) an den Nationalrat, sich bei dieser Entscheidung von unserer humanitĂ€ren Tradition leiten zu lassen.
ICAN Switzerland ruft alle Mitglieder des Parlaments dringlich dazu auf, am 5. Juni die Motion 17.4241 zu unterstĂŒtzen. Dies ist keine Frage der Parteipolitik, sondern der Sicherheit und des Bevölkerungsschutzes. Es geht darum, unsere traditionellen Werte zu bekrĂ€ftigen und die auf internationalen Regeln beruhende Ordnung zu stĂ€rken, die die Sicherheit aller gewĂ€hrleistet.
HumanitĂ€re Tradition der Schweiz auf dem PrĂŒfstand
Das IKRK und SRK erinnern in ihrer Stellungnahme daran, dass Kernwaffen „die zerstörerischsten Waffen“ sind, die je entwickelt wurden. Aufgrund der extremen Schwere einer Atomwaffenexplosion und der wachsenden Gefahr einer solchen Explosion ist die Entscheidung, vor der die Schweiz heute steht, von grosser Bedeutung. Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen sind unterdessen gĂ€ngige Politik.
Das Rote Kreuz erinnert ebenfalls daran, dass „weder die internationalen KapazitĂ€ten noch ein Plan“ bestĂŒnden, „um den Opfern eines Nuklearangriffes angemessen zu helfen“. Zudem können die gesundheitlichen Folgen von Kernwaffen wĂ€hrend Jahrzehnten spĂŒrbar bleiben.
Angesichts dieser RealitĂ€t, stellt der Verbotsvertrag einen „Hoffnungsschimmer und einen wesentlichen Baustein im Hinblick auf eine kernwaffenfreie Welt“ dar. Der Vertrag ergĂ€nzt das bestehende Vertragswerk zur atomaren AbrĂŒstung. Mit der UnterstĂŒtzung der Mehrheit der Staaten, einschliesslich der Schweiz, kann er die „entscheidende Wende im Hinblick auf das Ende des Nuklearzeitalters herbeifĂŒhren.“
Das IKRK und SRK unterstreichen, dass die Schweiz fĂŒr die Erreichung dieses Ziels „eine aktive Rolle ĂŒbernehmen“ kann und muss. Sie steht vor „einer bedeutenden Entscheidung, bei der ihre lange humanitĂ€re Tradition auf die Probe gestellt wird.“ Die Unterzeichnung und Ratifizierung des Vertrags sendet das klare Signal aus, dass solche Waffen „nicht annehmbar sind.“
Hintergrund
Die Motion 17.4241 wurde von Nationalrat Sommaruga eingebracht und von zwanzig NationalrĂ€tInnen aus allen Parteien unterstĂŒtzt. Sie lĂ€dt den Bundesrat ein, den Atomwaffenverbotsvertrag so schnell wie möglich zu unterzeichnen und ihn dem Parlament zur Ratifikation zu unterbreiten.
Der UN-Vertrag ĂŒber das Verbot von Atomwaffen verbietet Atomwaffen analog zu den anderen Massenvernichtungswaffen â chemische und biologische Waffen. 122 Staaten haben den Vertrag am 7. Juli 2017 angenommen. Seither haben ihn fast 70 Staaten unterzeichnet oder sogar schon ratifiziert, darunter Brasilien, Irland, Liechtenstein, Ăsterreich und SĂŒdafrika.
Die Schweiz hat an der UNO fĂŒr den Vertrag gestimmt, ihn aber noch nicht unterzeichnet.
Der Bundesrat bestÀtigt, dass das Atomwaffenverbot
grundsĂ€tzlich zentralen Interessen und Werten der Schweiz [entspricht], namentlich ihren Sicherheitsinteressen, ihrer humanitĂ€ren Tradition und ihrem Engagement fĂŒr die Einhaltung, StĂ€rkung und Förderung des humanitĂ€ren Völkerrechts.
Trotzdem empfiehlt er die Ablehnung der Motion, um den Entscheid uÌber den Beitritt hinauszuzögern.
Der Nationalrat soll voraussichtlich am 5. Juni 2018 ĂŒber die Motion abstimmen.
â Der Text der Stellungnahme auf deutsch
â Das französische Original
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