Schweizer Banken finanzieren Massenvernichtung – ein untragbares Sicherheitsrisiko

Vor einigen Tagen hat das niederlĂ€ndische ICAN-Mitglied, PAX, die neuesten Zahlen ĂŒber die Finanzierung von Atomwaffen veröffentlicht. Auch die UBS, die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die CrĂ©dit Suisse kurbeln das nukleare WettrĂŒsten an. Ihre kurzsichtige Anlagepolitik gefĂ€hrdet unsere Sicherheit.

Global sind die Investitionen in Unternehmen, die Atomwaffen produzieren, im Vergleich zur Vorperiode um 42% von 325 Milliarden US Dollar auf 748 Milliarden gestiegen. Am meisten davon profitiert haben Boeing und Thales. Der Bericht umfasst 18 Unternehmen, die besonders tief in die Herstellung von Atomwaffen involviert sind, und konzentriert sich auf die Finanzinstitute, welche die engsten Beziehungen zu ihnen pflegen. (Mehr zur Methodologie, Seite 11)

Unter den im Bericht erfassten Schweizer Finanzinstituten belegt die UBS, wie schon in frĂŒheren Jahren, den beschĂ€menden Spitzenplatz mit Investitionen im Wert von 6,316 Milliarden US Dollar, gefolgt von der SNB (1,314 Milliarden Dollar), der CrĂ©dit Suisse (1,313 Milliarden Dollar) und Fisch Asset Management (41 Millionen Dollar). Alle erfassten Schweizer Banken zusammen haben 8,984 Milliarden Dollar investiert. Im Vergleich zum vorherigen Bericht hat der Wert der Schweizer Investitionen um 87% zugenommen.

Screenshot of graphs showing amount of investments into nuclear weapon producers by Swiss banks

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Wie kommt es, dass Schweizer Banken den Fortbestand von Massenvernichtungswaffen finanzieren?

Laut Angaben der SNB erwirbt diese keine Aktien von Unternehmen, „die grundlegende Menschenrechte massiv verlet­zen, systematisch gravierende UmweltschĂ€den verursachen oder in die Produktion international geĂ€chteter Waffen involviert sind“. Anstatt Unternehmen, die an der Produktion von Nuklearwaffen beteiligt sind ganz auszuschliessen, schliesst sie nur Unternehmen aus, die an der Produktion von Nuklearwaffen fĂŒr Staaten beteiligt sind, „die nicht zu den fĂŒnf legitimen AtommĂ€chten gemĂ€ss UNO ­Atomwaffensperrvertrag zĂ€hlen“. So ist zum Beispiel die Firma Boeing, die neue Atomwaffen fĂŒr die USA herstellt und am britischen Nuklearwaffenarsenal mitarbeitet, nicht ausgeschlossen. Boeing produziert auch Teile der neuen 50-Kilotonnen B61-12 Atombombe, welche die USA in den NachbarlĂ€ndern der Schweiz stationnieren werden.

Map and figures illustrating effects of a 50kt airburst over ZĂŒrich

Was passiert, wenn eine 50-Kilotonnen Atombombe explodiert? (NUKEMAP by Alex Wellerstein)

Die Anlagepolitik der SNB und anderer Schweizer Finanzinstitute, die Atomwaffen herstellende Unternehmen mitfinanzieren, birgt ein untragbares Sicherheitsrisiko. Atomwaffen sind darauf angelegt ganze StĂ€dte einzuĂ€schern. Eine unplanmĂ€ssige Explosion oder ihr Einsatz hĂ€tte katastrophale Folgen fĂŒr die Gesundheit und die Umwelt. Nur schon die Androhung eines Einsatzes ist unvereinbar mit  den Menschenrechten. Im Schweizer Gesetz sind Atomwaffen verboten. Sobald der TPNW (der UN-Vertrag ĂŒber das Verbot von Atomwaffen) in Kraft tritt, werden sie auch international vollumfĂ€nglich geĂ€chtet sein. Ausserdem darf der Atomwaffensperrvertrag keinesfalls so ausgelegt werden, dass er fĂŒnf AtommĂ€chte „legitimiert“. Das erklĂ€rte Ziel des Sperrvertrages ist eine nuklearwaffenfreie Welt. Alle Staaten, inklusive der Atomwaffenstaaten, haben ein rechtliche Verpflichtung zur nuklearen AbrĂŒstung. Um der Finanzierung von Atomwaffen Einhalt zu gebieten, setzt sich ICAN Switzerland fĂŒr ein effektives Finanzierungsverbot von Atomwaffen in der Schweiz ein und unterstĂŒtzt die Initiative gegen KriegsgeschĂ€fte.

Mit dem Entscheid, Unternehmen zu finanzieren, die in die Herstellung von Atomwaffen verwickelt sind, gefÀhrden Schweizer Finanzinstitute langfristig unsere Sicherheit, anstatt in eine bessere Zukunft zu investieren. Das ist kurzsichtig, nicht zeitgemÀss und lÀuft einer verantwortungsvollen, zukunftsorientierten Anlagepolitik entgegen.

Es geht auch anders: Seit Ende 2017 haben fast hundert Finanzinstitute ihre Beziehungen mit der Atomwaffenindustrie abgebrochen. Fast ein Drittel der im vorherigen Bericht erfassten Finanzinstitute tĂ€tigen keinerlei Investitionen in solche Unternehmen mehr. Das zeigt klar: es gibt einen Markt fĂŒr Investoren, die nicht nur im Bezug auf Leistung, sondern auch auf die soziale Verantwortung gut anlegen wollen.

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